Ich war 2015 erst ein Jahr als Dogwalker unterwegs und sah mich bereits als Routinier, dem sein Rudel blind und bedingungslos folgt. Eine tiefe Genungtuung erfüllte mich: Das unsichtbare Band zwischen Mensch und Tier schien reißfest, nichts auf der Welt konnte uns trennen. Doch dann kam der Tag, als aus spirtuellen Größenwahn tiefe Demut wurde. Wir passierten die Ecke eines kleinen Wäldchens, in dem sich ein Reh sicher wähnte, es aber nicht war. Als meine eigene Hündin es aufscheuchte, war ich augenblicklich: allein. Von neun auf null Hunde in drei Sekunden. Die zwei Jäger im Rudel stürmten voran, alle anderen ohne jegliche belannte Jagdambition hinterher.
Hunde sind definitiv Spaßoppurtunisten und wenn das Jagen beginnt, entdeckt auch ein Schoßhund die letzten Reste seiner Wolfs DNA.
Zu der grossen Sorge um das Reh und meine Rudelhunde sowie der tiefen Verletzung meiner Eitelkeit wurde mir eins in diesem Moment sonnenklar: Du stehst noch ganz am Anfang deiner Karriere. Hier muss Handwerk zu spirituellen Führung sonst packst Du lieber gleich ein.
In diesem Fall hatte ich grosses Glück. Das Reh war nicht nur topfit sondern anscheinend auch Kenner der Örtlichkeit. Die Trittrbrettfahrer waren schnell zurüch und nach wenigen Minuten kamen auch die beiden Jagdhündinnen zurück. Das Reh hatte sie schnell abgehängt. Waidmanns Dank !
Die Moral von der Geschichte: Auch als Dogwalker empfiehlt es sich erstmal klein anzufangen, mit maximal drei, vier Hunden. Es gibt soviel zu lernen: Jeder Hund muss in jeder Situation und Ablenkung für mich erreichbar sein, ich muss ihre kommunikativen Fähigkeiten, ihre Schwächen in Sachen Unterordnung, ihre Motivationen und andre tierische Vorlieben kennen. Und sie müssen mich verstehen und mich anerkennen. Sie müssen untereinander zueinander passen und, und, und... .
Nach diesem Vorfall beschloß ich strengere Regeln aufzustellen und die Ansprüche an der Rudelführer deutlich zu erhöhen. Daran arbeite ich bis Heute.